Diesen Satz des Oberarztes werden wir wohl nie vergessen. Wir standen noch immer völlig neben uns und alles lief ab wie im Film: Was er kann? Eher wohl, was er nicht kann! Ganz am Anfang waren wir uns der Situation überhaupt noch nicht bewusst. Wie auch? Gestern hatten wir uns quasi noch Gedanken darüber gemacht, wie wohl die Bondingphase abläuft, wie es mit dem Stillen klappt oder ob er viel schreien wird. Nach ein paar Tagen kam uns der Boden der Tatsachen deutlich näher. Das EEG zeigte keine normalen Ausschläge und langsam ahnten wir, was der Oberarzt meinen könnte… Unser Sohn war durch den Sauerstoffmangel so stark betroffen, dass er unter anderem nicht schlucken und trinken konnte, keinen Hustenreflex zeigte und seine Bewegung aufgrund des Muskeltonus stark beeinträchtigt war. Für uns brach eine Welt zusammen! Wie sollen wir das schaffen? Jeder Lebensbereich war betroffen, nichts war mehr wie immer.
In den Wochen des Klinikaufenthalts wurden wir von den lieben Schwestern und Ärzten auf das neue Leben zuhause mit unserem Schatz vorbereitet. Doch es stand fest, mit Überwachungsmonitor, Magensonde und Absaugung brauchten wir auch für daheim ein spezielles Unterstützungsteam. Der Kontakt zu Flügelchen wurde für uns bereits in der Klinik hergestellt und die Nummer von Yvonne haben wir zum Glück aus dem Familienkreis bekommen. Dort war bekannt, dass sie auch mit „ganz besonderen“ Kindern arbeitet. Den Lebensraum Kind gab es zu diesem Zeitpunkt so leider noch nicht, aber schon seit dem ersten Telefonat mit Yvonne wussten wir, dass wir bei ihr an der richtigen Adresse waren. Wir fühlten uns sofort verstanden: Endlich jemand außerhalb des Klinikums, der wusste, wovon wir sprechen. Gerade auf dem Land, war es für uns schwer entsprechende Therapeuten und Spezialisten zu finden, zumal wir in dieser Lebenslage kaum die Kraft dafür hatten. Der Lebensraum Kind wäre an dieser Stelle genau das richtige für uns gewesen. Wir waren sehr froh, dass Yvonnes Netzwerk auch vorher schon bestand und wir durch sie in kürzester Zeit in Bezug auf Versorgerfirmen, Ernährungsberatung, Frühförderung und weitere Therapeuten gut aufgestellt waren.
Für die Physiotherapie kam Yvonne zwei bis dreimal in der Woche zu uns nach Hause. Durch ihre fröhliche und herzliche Art ging sofort die Sonne auf, wenn sie in der Tür stand. Sie nahm unseren Sohn so an, wie er war und ging ganz behutsam mit ihm um. Er konnte sich komplett auf sie einlassen und es war schön für uns zu sehen, wie gut ihm ihre Therapie tat. Neben der professionellen, ganzheitlichen und liebenvollen Arbeit mit unserem Kind, schätzten wir es sehr, dass sie so tolle Elternarbeit mit uns geleistet hat. Sie hatte ein enormes Gespür dafür, ob es für uns ein emotional guter oder schlechter Tag war. War es ein guter Tag, so hat sie uns angestoßen und motiviert, weitere Maßnahmen für den kleinen Mann in die Wege zu leiten oder wir haben einfach zusammen gelacht. War es ein schlechter Tag, hat sie getröstet, zugehört und uns vor Augen geführt, was unser Sohn doch schon alles kann und geschafft hat. Somit ging es uns immer besser, wenn sie da war, auch wenn die Gesamtsituation sie selbe war. Ohne sie hätten wir es nicht so geschafft, wie wir es heute geschafft haben. Herzlichen Dank dafür!
Benni und Kirsten